Besucher der 8. Fashion-Week im Januar 2011 müssen vom Bebelplatz langsam Abschied nehmen: Zum letzten Mal findet die Fashion Week auf dem Bebelplatz statt, denn wegen des dortigen Mahnmals zur Bücherverbrennung von 1933 gab es Proteste. Ein neuer Austragungsort für die nächste Fashion Week im Juli 2011 steht aber immer noch nicht verbindlich fest.
Streitpunkt ist das auf dem Bebelplatz befindliche unterirdische Denkmal "Versunkene Bibliothek". Das Denkmal gibt durch eine im Boden eingelassene Glasscheibe den Blick in eine Bibliothek mit leeren Regalen frei. Es erinnert an die Bücherverbrennung der Nazis am 10. Mai 1933 und wird durch die Modeveranstaltung regelmäßig mit einem Zelt überbaut. Für jüdische Gemeinde und den Denkmalbauer ein "aggressiver Eingriff" in das Denkmal und seine Funktion. Die linke "Tageszeitung" titelt schon "Mercedes überrolt Denkmal".
Dass kurz vor der Fashion-Week so manches Fahrrad achtungslos über die gläserne Bodenplatte rollte oder diese auf dem verschneiten, ungeräumten Bebelplatz manchmal garnicht zu finden war, verschweigt die Zeitung. Kurz vorher, im Spätsommer 2010, schwängte noch Dirigent Barenboim seinen Taktstock für tausende Zuschauer der Staatskapelle auf dem Platz. Und in früheren Jahren belegte in der Weihnachtszeit eine große Eislauffläche, gesponsert von einer Telekommunikationsfirma, den Platz.
Allerdings: während der Fashion Week ist das Denkmal jederzeit über einen eigenen Seiteneingang zugänglich. Dennoch wurde die Fashion Week nun vom Bebelplatz verbannt. Seit Ende 2009 seien mehr als zehn Standorte geprüft worden, bei zahlreichen habe es Einwände gegeben oder seien Baumaßnahmen vorgesehen. In der engeren Wahl ist jetzt die von Love Parade und Silvesterparty hinreichend bekannte Straße des 17. Juni und die "Schlossplatz" genannte Brache gegenüber des Doms. Grund genug, die zentrale Location am Bebelplatz ein letztes Mal zu genießen.