Es ist Mitte Januar in Berlin: Das Borchardts ist bis auf den letzten Platz belegt, im Soho House ist es auch am Sonntag so voll wie am Meatball Monday, und Berlins dauernörgelnde Taxifahrer haben auf einmal gute Laune. Die kalte Stadt wacht aus ihrer splitübersäten Winterstarre auf. Quirlig trippeln die ersten Skinny-Jeans tragenden Fashionblogger durch Mitte. Am Flughafen Tegel gibt es sogar am airberlin-Terminal C lange Schlangen vor den Taxiständen. Und die ersten dunklen, bei Europcar geliehenen, Mercedese mit Hamburger Kennzeichen haben den Aufkleber der letzten Burda-Party gegen das aktuelle Fashion Week Logo ausgetauscht.
Die Modewoche, genauer gesagt die Tage der Veranstaltungen Fashion Week, Bread & Butter und Premium, sind für Berlins Wirtschaft wichtig: Rund 200 000 Besucher aus dem In- und Ausland kamen nach Angaben der Senatsverwaltung für Wirtschaft zur letzten Fashion Week im Juli 2010 nach Berlin. Nach einer Studie der Investitionsbank Berlin brachten sie 70 bis 90 Millionen Euro in die Stadt. Für diese Saison geht die Senatsverwaltung von einer weiteren Steigerung aus.
Nahezu alle Vier- und Fünf-Sterne-Häuser waren im letzten Jahr ausgebucht. Diese Woche ist es ähnlich. Auch für viele Gastronomiebetriebe könne man von entsprechend hohen Umsatzzahlen ausgehen. Die Taxifahrer machen in den vier Tagen doppelten Umsatz, vereinzelt kommt es sogar zu einer Taxi-Knappheit an Standorten wie am Flughafen Tegel. Nicht weniger zufrieden sind die Veranstalter.
Für die Besucher der Fashion Week heißt es allerdings Abschied nehmen vom Bebelplatz: die nächste Fashion Week darf nicht mehr an dem zentral gelegenen Platz und - wortwörtlich - auf seinem Mahnmal für die Bücherverbrennung von 1933 stattfinden. Ein neuer Standort ist noch nicht aufgetan.