Das von Hilfsorganisationen lange gezeichnete Krisenszenario ist eingetroffen: Tausende Flüchtlinge stecken aktuell ungeschützt im Regen an der kroatisch-ungarischen Grenze auf dem Balkan fest. Darunter viele Kinder. "Besonders für die Kinder ist es gefährlich, die Nächte bei Dauerregen und eisigen Temperaturen ungeschützt im Freien zu verbringen. Jetzt haben wir noch knapp 10 Grad. Aber in ein, zwei Wochen wird es viel kälter. Die Kinder werden krank. Es ist nur eine Frage der Zeit bis das erste Kind an Lungenentzündung stirbt", sagt der serbische Nothilfekoordinator der SOS-Kinderdörfer, Igor Gilanji. "Schließen auch Kroatien und Slowenien die Grenzen, werden die Flüchtlinge in Serbien stranden und darauf sind wir hier nicht vorbereitet", sagt der SOS-Nothilfe-Experte. Allein letzte Woche kamen 37.000 Flüchtlinge durch Serbien. "Und wir müssen mit mehr rechnen - etwa 10.000 pro Tag, die an den Grenzen stecken bleiben und Schutz vor der Witterung brauchen."

Aktuell baut das serbische SOS-Nothilfe-Team mobile Einheiten für alle serbischen Grenzen auf, um die Familien kurzfristig wenigstens mit Decken und warmer Kleidung zu versorgen. "Wir wissen, dass das nicht viel ist, aber wir können gar nicht so schnell reagieren, wie sich die Problemlagen ändern", sagt Igor Gilanji. Parallel errichten Gilanjis Kollegen an der mazedonisch-serbischen Grenze Wohncontainer, um Familien die Möglichkeit zu geben, sich wenigstens kurzfristig aufzuwärmen.

Schon vor einer Woche hatte Kroatiens Innenminister Ostojic vor dem Chaos gewarnt, dass der Schließung der Grenzen folgen würde. Er sagte im Interview mit SOS-Mitarbeitern: "Die Flüchtlinge werden nicht aufzuhalten sein. Sie werden einen Weg finden. Aufhalten können wir sie nur, wenn wir schießen und das werden wir nicht tun!"

Foto: SOS-Kinderdörfer weltweit/Hermann-Gmeiner-Fonds